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13. Februar 2019 - Dorfprojekt (Keates Drift)

Ausnahmsweise sind wir am Abend vom Stromausfall verschont geblieben. Dafür ging am Morgen nichts mehr. Immerhin ist es dann hell und wir brauchten keine Taschenlampe, nervig ist es mit der Zeit trotzdem. Aber die Menschen hier nehmen es mit viel Gelassenheit hin.

Mittlerweile sind wir auch schon wieder so lange in Südafrika, dass die “letzten Male” beginnen. Heute sind wir das letzte Mal mit Karel rausgefahren, um die Vorschulen und Familien im Dorfprojekt zu besuchen. Nach einem erneuten Grosseinkauf und entsprechend voller Ladefläche ging es nach Keates Drift, um 7 Familien Lebensmittel und andere benötigten Dinge zu bringen. Einige von ihnen haben lediglich ein Dach über dem Kopf, vielleicht noch einen Kochtopf sonst nichts weiter, keine Matratze oder Bett und nur die Kleidung, die sie anhaben. Eine Frau hatte heute das selbe T-Shirt an, wie letztes Jahr, und es hatte schon damals viele Löcher.

Teilweise sehen die Lehmhütten auch nicht mehr so gut aus und wenn es weiterhin jeden Abend regnet, würde es mich nicht wundern wenn die ein oder andere bald nicht mehr steht. Im Vergleich zum Township bei Pietermaritzburg stinkt es hier aber nicht in den Hütten. Meist findet sich irgendwo in der Nähe ein kleines Toilettenhäuschen, das von der Regierung aufgestellt und mit einem effektiven Mix aus Bakterien ausgestattet wurde, so dass auch da keine Gerüche entstehen.

Wie schon letztes Jahr sieht man kaum Männer in den Dörfern, sondern hauptsächlich Frauen und Kindern. Wenn die Frauen verheiratet sind oder Freunde haben, sind deren Männer meist in den Städten und versuchen als Tagelöhner zu arbeiten. In die Dörfer kommen sie nur selten zurück und dann auch immer nur kurz. Geld bringen sie  meist auch keines mit oder zumindest nicht viel. Die Frauen in den Dörfern arbeiten in der Regel nicht, weil sie sich um die Kinder kümmern müssen. So lange die noch klein sind oder zur Schule gehen, erhalten die Mütter staatliche Zuschüsse, von denen sie ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen.

In den letzten Tagen hat es in Greytown abends stark geregnet. Das heisst zwar nicht, dass auch die Dörfer Muden und Keates Drift Regen abbekommen, aber im Moment sind auch dort die Strassen ausgewaschen. Bei einer Familie hat sogar Karel gesagt, er fährt nicht bis zur Hütte und sie haben ihre Lebensmittel dann mit einer Schubkarre den Hügel hoch geschoben. Mit unserem Mietwagen hätte ich ihm da nicht hinterher fahren wollen, auch wenn wir einen SUV haben. In Greytown und Umgebung ist im Sommer (also jetzt) Regenzeit, sobald es Winter wird, wird es auch wieder trockener und die Wege sollten wieder besser befahrbar sein.

Am Morgen sind Robert und ich mit dem Schulbus mitgefahren, um einen Teil der Kinder zur Schule zu bringen. Die anderen Kinder können entweder zur Schule laufen oder gehen noch in die Vorschule / Kindergarten nur einen Strassenblock vom Kinderheim entfernt. Am Nachmittag habe ich Robert an einer der Schulen abgesetzt, damit er dort die Kinder filmen und bei der Heimfahrt im Bus begleiten konnte. In den 20 Minuten, die ich vor ihm wieder im Kinderheim war, habe ich es noch nicht mal vom Parkplatz weg geschafft. Kaum dass ich angekommen bin, war ich auch schon von Kindern umringt, die alle ein Foto wollten oder - noch besser - gleich meine Kamera. Die meisten Bilder sind kunstvoll verwackelt, tolle Aufnahmen vom Boden (mein Objektiv ist für die 4 bis 5 Jährigen wohl doch noch etwas zu schwer), oder unscharf, weil alle direkt vor der Linse stehen wollten. Ein “normales” Bild von den Kindern hier zu bekommen, ist sowieso nicht gerade leicht, weil sofort posiert wird, wenn sie die Kamera sehen. Manchmal ein bisschen schade, aber so ist es eben.